Unser Urlaub ist nun leider vorbei.... Dafür geht es aber jetzt in die heiße Backphase... die Weihnachtsbäckerei startet. Eigentlich bin ich auch etwas spät dran für meinen Stollen, aber er hat ja noch fünf Wochen Zeit bis Heiligabend :-)
Stollenbacken ist für mich Traditionspflege. Diese lieb gewordene Tradition hat sich zwar im Laufe vieler Jahre doch stark verändert, aber das Rezept ist geblieben und gehört für uns zu Weihnachten einfach dazu...... Ich erinnere mich noch sehr gerne an die Zeit, als ich noch ein kleines Mädchen mit langen geflochteten Zöpfen war (manche Erinnerungen verblassen mit der Zeit, aber daran erinnere ich mich noch sehr gut).... Zuerst wurden alle Zutaten für die Stollen eingekauft und manchmal war es gar nicht so einfach, alles zu bekommen. Wenn man dann alles zusammen hatte, dann begannen die Vorbereitungen- Rosinen waschen, sortieren und ggf. noch die kleinen Stiele abpuhlen, Mandeln mit kochendem Wasser überbrühen und dann das braune Häutchen abziehen, Mandeln mahlen..... Dann wurden alles bereit gestellt in einem warmen Zimmer- die Zutaten durften ja nicht kalt werden.... Am nächsten Tag wurde alles auf einen kleinen Handwagen (kennt sowas noch jemand) geladen- Auto hatten wir keins- und ab ging es in die Backstube zum Bäcker. Dort wurde dann der Teig zubereitet aus den mitgebrachten Zutaten und die Stollen gebacken (das waren so ca. 20 ! Stück)... ich durfte dann immer in der Backstube bleiben (heute sicher nicht mehr denkbar) und zusehen und staunend vor der riesigen Knetmaschine stehen, den großen schwenkbaren Knetarm ansehen und beobachten, wie sie so nach und nach alle Zutaten zu einem Teig verwandelten..... Wer weiß, vielleicht habe ich damals meine Liebe zum Backen entdeckt. Jedenfalls hat mich das so beeindruckt, dass die Erinnerung daran noch sehr deutlich ist. Wenn dann also alle Stollen gebacken waren kamen sie in Papiertüten und wurden, gut verpackt, einige Wochen in Omas Zimmer gelagert- da war es immer ordentlich kühl. Kurz vor Weihnachten wurde dann der erste Stollen angeschnitten und es kam die ganze Verwandtschaft zusammen zum "Stollenkosten".... dies wurde dann reihum gemacht und man hatte sicher vor Weihnachten schon zwei-drei Kilo mehr auf den Rippen, denn so lecker der Stollen ist- so gehaltvoll ist er natürlich auch.
Wichtig ist, dass man wirklich nur gute Zutaten verwendet. Die Butter sollte möglichst wenig Wasseranteil haben und Rosinen und Mandeln sollten auch wirklich gut aussehen und schmecken...
Nun aber mal zum Rezept- welches runtergerechnet auf ca. 4 große Stollen ist (hab letztes Jahr vier daraus gebacken)... in diesem Jahr habe ich sie etwas kleiner gemacht und sechs Stück daraus bekommen.....
Christstollen
Zutaten: bitte am Abend vor dem Backen vorbereiten und zimmerwarm verarbeiten
2,5 Kilo Mehl
500 g Zucker
350 g süsse Mandeln
120 g bittere Mandeln (waren hier nicht zu bekommen und ich musste leider auf Bittermandelaroma ausweichen- ist aber nicht zu vergleichen)
150 g Zitronat
fein abgeriebene Schale einer Biozitrone
1,25 Kilo Rosinen (gern helle und dunkle gemischt)
750 g Butter
250 g Butterschmalz
3/4 Liter Milch
6 Würfel frische Hefe
etwas Rum (2-3 EL)
1/2 TL Zimt
1/2 TL Muskatblüte
Am Abend vor dem Backen die Rosinen bitte heiss waschen und über Nacht trocknen lassen (ich lege sie auf ein mit einem sauberen Geschirrtuch bedeckten Backblech),
Mandeln grob mahlen oder hacken (ich habe diesmal eine Tüte fein gemahlene Mandeln genommen, der Rest waren dann gehackte und gestiftelte Mandeln, da ich es immer mag, auch mal ein Mandelstück im Stollen zu haben)....
Nun zum Backen.....
das Mehl in eine große Schüssel geben und in die Mitte ein Vertiefung machen, die zerbröckelte Hefe mit einem Esslöffel warmen Wasser und zwei Teelöffelchen Zucker flüssig rühren und in die Mitte des Mehls geben.... zugedeckt einige Zeit stehen lassen (8-10) Minuten an einem warmen Ort (ich bin an der Stelle glücklich über die Fußbodenheizung) bis die Hefe anfängt zu gehen und Blasen zeigt, dann die lauwarme Milch zugeben und von der Mitte her unterkneten, dann kommt die vorsichtig geschmolzene Butter (auch das Butterschmalz) dazu und es wird weiter gekneten, nun kommen alle trockenen Zutaten dazu und werden untergeknetet- zum Schluss dann der Rum....jetzt nur noch kneten, kneten, kneten......ca. 10 Minuten.
Nun die Schüssel abdecken und an einem warmen Ort gehen lassen - gut 1-2 Stunden, kann auch gern länger sein, da der Teig schon ordentlich schwer ist.
Nachdem sich das Volumen des Teiges deutlich vergrößert hat könnt Ihr nun die Stollen formen (normalerweise wird der dann noch doppelt eingeschlagen- geht auch auch so)... ich mache es immer so, dass ich mir eine Portion Teig auf die Arbeitsfläche gebe und nochmals ordentlich knete (3-4 Minuten) dann drücke ich den Teig einfach platt (die Breite ist dann die Länge des Stollens), schlage die untere Kante dann zu zwei Drittel nach oben und ziehe die obere Kante dann darüber.....so entsteht dann auch der "Schnitt"
Die geformten Stollen dann auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und nochmals zugedeckt einige Zeit gehen lassen
Backen für ca. 1 Stunde bei 150-170 Grad (Umluft)..... Bitte beachtet, dass die Stollen beim Backen noch sehr aufgehen und etwas breitlaufen- das ist normal und gewünscht (durch den Butteranteil).... möchtet Ihr dies nicht, dann bastelt Euch aus fester Alufolie einen Ring, den Ihr um den Stollen legt oder benutzt eine Stollenbackform...
Nach dem Backen sollten die Stollen mit flüssiger Butter eingestrichen werden, ein- zwei Esslöffel feinster Zucker darauf und mit einer dicken Puderzuckerdecke überzogen werden...
Wenn der Stollen komplett abgekühlt ist wird er gut in Alufolie eingepackt- sollte rundum relativ dicht sein.... und für mindestens zwei (besser 4-6) Wochen in einem kühlen trockenen Raum aufbewahrt... Ihr könnt Ihn natürlich auch gleich anschneiden, nur ein Stollen, der ordentlich "reifen" kann schmeckt um vieles besser und jetzt hättet Ihr nur einen Rosinen-Mandel-Hefekuchen.....:-)
Übrigens gab es den letzte Stollen meist zu Ostern...;-) Der hält sich also bei richtiger Lagerung sehr sehr lange....
Falls Ihr dazu Fragen haben solltet, immer her damit.
Gutes Gelingen, meine Lieben!
Eure Romy